fotografie // ausstellung

33 Tage

die christopheruskirche als gebäude ist eingebettet in eine häuserzeile. sie liegt eng zwischen wohnhäusern, wie dies in berlin oft üblich ist. sie ist mal sichtbares, sich heraushebendes element, mal integriertes, mitten zwischen den häusern verschwindendes. oft wird sie im vorübergehen nur anhand ihres portals wahrgenommen. erst in dem man eine bestimmte distanz zu ihr einnimmt, kann man sie als ganzes erfassen. dies ist möglich aus dem ihr gegenüberliegenden kleinen park, oder von den straßen aus, welche um sie herum führen. man muss den blick anheben, um die ausmaße des gebäudes erfahren zu können, oder sich in das gebäude hinein begeben.

in meiner künstlerischen arbeit stellte sich für mich zum einen die frage nach ihrem atmosphärischen gehalt, wie gleichsam die frage an das, was sichtbarkeit bestimmt. für mich ist es wichtig um die ecke zu sehen, nicht die kirche in der kirche abzubilden, nicht das offensichtliche, sondern das dahinterliegende zu suchen. die form einer fotografischen dokumentation hätte dies nicht zugelassen. es liegt in der irritation des blickes, was eine serie von seebildern, mit einer kirche in berlin-neukölln zu tun haben kann. es entsteht eine neue verknüpfung im aufeinandertreffen beider, wie gleichsam im aufeindertreffen zwischen orten, die beim betrachter gedanklich als gesehenes vorhanden sind. aber auch in der verknüpfung der bilder untereinander, die sich ähnlich, jedoch nicht gleich sind.

ich habe die bilder in anlehnung an meinen berlin besuch gemacht, an die palottis, die mir für kurze zeit herberge und einblick in ihren alltag gegeben haben. die gebäude der kirche, die inhaltlichen grundgerüste sind gegebene zuhandenenheit. was offen ist, ist das alltägliche mitsein, welches von den menschen getragen und geformt wird, die dieses bestimmen. der ort als solcher ist festgelegt, was nicht daran hindert, ihn täglich aufs neue zu sehen, ihn täglich neu zu befragen, in täglich neu zu bestimmen.

was mich an dem raum der kirche fasziniert hat, ist die stille, die ruhe, die konzentration, die möglichkeit des geschützten raumes, die möglichkeit der kontemplation, sowie raum als meditatives element erfahren zu können. es ist nicht ausschließlich die reduzierte gestaltung des architektonischen raumes, sondern gleichsam die reduktion des visuellen und akustischen raumes, welcher sich als insel im alltäglichen strudel des visuellen und akustischen chaos behauptet.

er bietet die möglichkeit des zu sich kommens, des in sich gehens. er bietet sich an, die eigenen gedanken fließen zu lassen, sie zu ordnen, sie in ihm abzulegen. raum ist hier altes behältermodell wie neuzeitliche felderfahrung und evoziert eine verlässlichkeit, die der postmoderne mensch im grunde genommen vermisst.

.

.

8 Bilder aus der 33 teiligen Arbeit „33 Tage“

33 Tage lang immer zur gleichen Uhrzeit sich zum gleichen Ort begeben und immer das gleiche fotografieren. Nur Schärfe und Blende wurden verändert. Dadurch ist eine Serie aus 33 Bildern entstanden, die das Wechselspiel von Nähe und Distanz während des Wahrnehmungsprozesses untersucht. Es entstand eine lyrische und konzeptionelle Arbeit, die, die Frage nach Betrachtung und Anschauung stellt: die Metapher der Insel als Ort des Rückzug und Selbstfindung.

eine Ausstellung im Rahmen des Projektes „Kunst in der Kirche“

Kuratorin: Prof. Celia Caturelli