// 37 frauen
– ortsbezogene Arbeit mit Fotografie für den großen Sitzungs Saal im historischen Rathaus Abtei der Stadt Mönchengladbach
Das Rathaus Abtei befindet sich in den Klostergebäuden der um 974 gegründeten ehemaligen Benediktinerabtei St. Vitus Gladbach auf dem Mönchengladbacher Abteiberg. Die Blütezeit der Abtei lag vom zehnten bis zum Ende des dreizehnten Jahrhunderts. Das Kloster in Gladbach wurde 1802 geschlossen. Danach diente das Gebäude unter anderem als Standort einer Baumwollweberei.
1835 kaufte die Stadt Mönchengladbach das Hauptgebäude und nutzte es, nach Abriss des alten Rathauses auf dem Markt, für die Stadtverwaltung. Nach und nach wurden alle weiteren Gebäude der früheren Abtei angekauft. Die ehemals reich ausgestatteten Repräsentationsräume der Abtei sind im Zweiten Weltkrieg in den Jahren 1943 bis 1944 zerstört wurden. Seit dem Wiederaufbau des Gebäudes 1950 fungiert es als Amtssitz des amtierenden Oberbürgermeisters.
Seit dem Jahr 1800 gab es in Mönchengladbach 31 Personen die das Amt des Bürgermeisters bzw. des Oberbürgermeisters inne hatten – darunter befindet sich eine einzige Frau. Von 1997 – 2004 war Monika Bartsch erste und bisher einzige Oberbürgermeisterin der Stadt Mönchengladbach. 272.398 Menschen lebten Ende 2021 in Mönchengladbach. Die Mehrheit, 50,3% sind weiblich. Auch in der Stadtverwaltung sind Frauen in der Mehrheit. Sie stellen mit 2373 rund 62 % der insgesamt 3792 Dienstkräfte. Allerdings zeigen die Daten auch, dass Frauen in höheren Führungspositionen nach wie vor deutlich unter-repräsentiert sind. Bei Fachbreichs- oder Amtsleitungen beträgt der Männeranteil bis zu 75 Prozent. Im Verwaltungsvorstand hat sich die Frauenquote gerade von 17 auf 33 % erhöht. Bei den Stadttöchtern sieht dies anders aus. Von 8 Beteiligungs-gesellschaften der Stadt Mönchengladbach hat nur eine den Posten auf erster Führungsebene mit einer Frau besetzt. (vergl. Julia Marie Braun, Danina Esau, Garnet Manecke, Gabriele Peters und Denisa Richters “So weiblich ist Mönchengladbach” RP Vom 8.März 2022)
Die künstlerische Arbeit “37 Frauen” ist eine ortsbezogene Arbeit für den großen Sitzungssaal des Rathauses Mönchengladbach. In diesem treffen unterschiedliche Protagonisten und Zeiten aufeinander. Mit den fotografischen Porträts ziehen 37 Frauen ins Rathaus Abtei ein und verbleiben für ein Jahr dort im großen Sitzungssaal.
Sie sind stille Beobachterinnen und Zuhörerinnen – das was ihnen bis dato nicht möglich war. Einzig eingreifen in die Diskussionen und ihre Belange vertreten können sie nicht. Sie sind anwesend und sie sind sichtbar – in einem Sitzungssaal eines Rathauses der gewisse Strukturen und eine gewisse Zeit repräsentiert. Seine Wandvertäfelung und seine Möblierung stehen für eine Zeit die an gut gestaltete Kanzlerbungalows erinnert. Seine Architektur verweist mit ihrem Gebäudegrundriss und Details, wie Fenstern, Gängen und Fluren, dem verschließbaren Innenhof auf seine Ursprünge als Klosteranlage – ein Raum aus dem Frauen weitgehend ausgeschlossen waren.
Die 37 Frauen die nun mit ihren Fotografien im Raum anwesend sind, haben alle einen Bezug zu Mönchengladbach. Sie ließen sich irgendwann in dem Fotoatelier Vogel auf der Schillerstraße fotografieren – wahrscheinlich für ein offizielles Dokument. Sie sind namenlos. Ihre Namen und Adressen sind verloren gegangen nachdem das Fotoatelier am 31.Dezember 1995 geschlossen wurde. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich danke herzlich den Erben des Archivs der Firma Foto Vogel-Mönchengladbach für die Unterstützung und dem Fotografen Heinz Vogel (1916 – 2001), den ich um 1990 ganz kurz in seinem Atelier begegnet bin.
Kathrin Tillmanns, 37 Frauen, 2022 37 Drucke DIN A3, 12 Farbfolien DIN A3, 1 Sitzungs-Saal
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