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Caravan und Satellit // Ein Kunstprojekt des BBK Niederrhein im öffentlichen Raum  

Kathrin Tillmanns // Einzelausstellung Linie Kunst

2011, das Jahr in dem Menschen in den arabischen Ländern auf die Straße gehen, hunderte Kapitalismuskritiker vor der Börse in New York zelten, die Krise Europa erreicht – der BBK Niederrhein, seit Jahren ohne festes Haus, schickt einen Kunst – Caravan auf die Reise durch den südlichen Niederrhein:

Ein „Campingplatz für Pendler und Prekäre“ entsteht hinter dem Krefelder Bahnhof, das „Wortfindungsamt“ in Viersen animiert zur Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Stadtraum, der „Kompostaat“ erscheint kurz auf der Landkarte von Mönchengladbach-Rheydt mitten auf dem Marktplatz.

Kunst ist in erster Linie geistige Auseinandersetzung, sie erspürt und hinterfragt den Zeitgeist, sie sucht Kommunikation und ihr Ausdruck ist fester Bestandteil jeder menschlichen Gemeinschaft. Entgegen der heute gängigen Anschauung erschafft sie keine „Produkte“, denn sie definiert sich ausdrücklich nicht über marktwirtschaftliche Zusammenhänge. Obwohl Kunst gleichen Zwängen unterliegt wie alle gesellschaftlichen Bereiche, reflektiert sie diese jedoch, und von daher ist künstlerische Auseinandersetzung immer auch wahlweise eine Kritik oder ein Spiegel zeitgenössischer gesellschaftlicher Strukturen.

In Zeiten der Geldknappheit der öffentlichen Hand wird dies gerne übersehen, ja die Grundlagen für die Entstehung von Kunst und Kultur werden wider besseres Wissen wirtschaftlichen Aspekten untergeordnet. Der BBK als kulturpolitischer Verband tritt für die Belange der Künstlerinnen und Künstler ein. Wie kann dies besser geschehen als durch die Präsentation von Kunst mitten im Alltag? Mit Kunst, die den Kontakt zu Menschen vor Ort sucht und sich auf diese zu bewegt? Mit ihnen diskutiert, Aufmerksamkeit auf Orte im öffentlichen Raum lenkt und hinterfragt, was man wirklich zum Leben benötigt? „ Caravan und Satellit“ hat Bezüge hergestellt: zwischen Kunst und Öffentlichkeit, Stadtraum und deren Bewohnern, Politik und Sozialem, Kunsteinrichtungen vor Ort, Kulturpolitik und freier Szene.

(aus Einführung zum Katalog Brigitta Heidtmann, Nicole Peters, Claudia Reich, Gilbert Scheuß für den BBK Niederrhein)

zur Einführung spricht: Dr. Thomas Hoeps

Kathrin Tillmanns präsentiert ihrer Arbeit im Satellit in Mönchengladbach, im Ausstellungsraum der NVV Linie Kunst.

„Kristallvasen, birkenholzfurnierte Möbel und geblümte Stoffe in verschiedensten Mustern und Farben. Kathrin Tillmanns Fotoprojekt im elterlichen Haus ist „work in progress“. Mit jedem ihrer Besuche dort entdeckt sie neue Details und Arrangements. „So sah es bei uns auch früher aus“ ist zwar ein häufiger Satz, der in der Ausstellung „Das Haus an der Straße“ gefallen ist. Tillmanns gelingt es aber, sich in den Fotografien von den dargestellten Objekten zu distanzieren und sie freizuhalten von Nostalgie und Kitsch. Denn durch eine präzise Wahl des Bildausschnitts, kleine Eingriffe in die Komposition zur Optimierung der Bildaussage und nüchternes Licht schafft sie eine Bildsprache, die von Klarheit und Sachlichkeit geprägt ist.“

Irina Weischedel